Problem: Ausländer.

Nun mal ein Beitrag auf Deutsch. Denn jetzt geht es um Integration, Ausländer und wie scheiße(!) sie sind. Ich bin im Jahr 1993 in Österreich geboren und meine Eltern sind aus der Türkei. Zurzeit besuche ich ein Gymnasium und habe nächstes Jahr meine Matura.
Ich habe keine Schwierigkeiten mit der Sprache oder mit den Leuten in meiner Umgebung klar zu kommen. Hier, in diesem Land, habe ich fast keine türkischen Freunde. Das heißt aber nicht, dass ich sie nicht mag oder nicht akzeptiere, denn ich bin ja selbst Türkin. Doch muss ich auch sagen, dass es einen sehr großen Unterschied zwischen den Türken in der Türkei und den Türken in Deutschland/Österreich oder wo auch immer gibt. Ich kenne viele Türken, die in der Türkei geboren sind, aus irgendwelchen Gründen für 2-3 Wochen in Deutschland waren und sozusagen einen Schock erlebt haben. Denn wir (hier sind die europäischen Türken gemeint, aber natürlich nicht alle) sind dafür verantwortlich, dass die Türkei ein so schlechtes Bild hat. Doch das Problem liegt nicht nur an uns. Die meisten, die sich immer gleich aufregen, wenn es um Ausländer geht, haben keine Ahnung von den Leuten, die sie verbal "fertig machen". Viele glauben auch, dass sie sich nicht informieren müssen, denn das, was sie gehört oder gesehen haben, muss einfach stimmen. Und wieso sollten sie sich eigentlich überhaupt darüber informieren, aus welchem Land die "Ausländer" (hier sind diejenigen gemeint, die in Europa geboren sind) kommen, wie ihre Kultur ist, was sie essen, trinken.. Denn ein Ausländer muss sich integrieren und Punkt! Weiteres gibt es nicht. Soll der "Gastgeber" sich wirklich die Mühe machen, seinen "Gast" näher kennen zu lernen? Aber nein! Ist das wirklich euer Ernst? Wieso versucht ihr nicht, uns zu verstehen, zu helfen, mit uns zu reden und manchmal auch zu diskutieren. Es wäre doch viel besser, wenn man mit den Leuten, mit denen man Probleme hat, versuchen würde zu reden um irgendwie eine Lösung zu finden, anstatt immer irgendein Theater zu machen.
Glaubt mir, es ist nicht leicht, jeden Tag in einem Land aufzustehen, wo man eigentlich nicht erwünscht ist. Es ist nicht leicht, in die Schule zu gehen und den Mitschülern zuzuhören, während sie ganz nette Sachen über die Ausländer erzählen. Tja..man kann das alles zwar ignorieren, aber irgendwo muss doch auch eine Grenze sein, oder nicht?
Wenn ein Ausländer sagt, dass es ihm in dem Land, wo er gerade lebt, nicht gefällt, und dass er am Liebsten in seinem Heimatland wäre, heißt es gleich "Ja wieso verpisst du dich denn nicht?". Glaubt ihr wirklich, dass das so leicht ist. Früher, wo ich noch klein war (so ungefähr im Kindergarten), habe ich immer gesagt, dass ich nie in meinem Leben einen Türken heiraten würde. Und die Türkei ist doch ein so schreckliches Land..Ja, das habe ich damals gemeint. Das ist die sogenannte "Ich weiß nicht, wo ich angehöre und wer ich eigentlich bin"-Phase. Als Ausländer hat man nicht ein Leben, sondern zwei. Zuhause ist man das, was man im Heimatland auch wäre und draußen in der "wirklichen Welt", ist man das, was man sein muss, weil man in einem fremden Land lebt. Und schon haben wir das nächste Problem. Fremdes Land? Ja, welches Land ist hier jetzt fremd? Dort, wo man geboren ist, wird man nicht akzeptiert. Man ist einfach Ausländer. Und dort, von wo die Eltern kommen, fühlt man sich irgendwie komisch. Es ist zwar ein bekanntes Land, das Land der Eltern und somit auch von demjenigen selbst, aber man fühlt sich einfach nicht sehr wohl. Glaubt ihr wirklich, dass wir ein einfaches Leben haben? Mit der Zeit kommt man aber drauf, wer man eigentlich ist. Mir ist jetzt bewusst, dass ich die Türkei wirklich mag, und mir dort auch ein Leben vorstellen könnte. Es ist mir aber auch bewusst, dass das alles nicht so leicht sein wird. Denn Türkei und Österreich sind unterschiedliche Länder. Ich bin in Österreich geboren, ging hier in den Kindergarten, in die Schule, und werde hier oder vielleicht auch in Deutschland studieren. Das Leben in der Türkei ist anders als das in Österreich. Türkei ist ein riesengroßer Staat mit über 70 Millionen Einwohnern. Morgens, wenn man sich auf den Weg zur Arbeit oder zur Schule macht, sieht man Millionen von Menschen auf der Straße. Auch in der Türkei ist es möglich, Frauen am Strand zu beobachten, die oben ohne herumlaufen. Auch in der Türkei gibt es Menschen, die an Wochenenden in Pubs gehen, um "ein bisschen" zu trinken. Auch wir haben "gute" und "schlechte" Menschen. Auch wir haben Positives und Negatives. Auch wir haben Alkoholiker, Homosexuelle, Lesben..(es heißt ja immer, dass die Türkei ein Land ist, wo alles tabu ist.^^)
Wir sind auch Menschen.
Manchmal denke ich, dass es mir sch**ßegal sein kann, was man über die Türken denkt. Ich weiß ja, wie ich bin, wie meine Familie ist, wie meine Freunde sind, und wie unser Land ist. Aber es kann einem wirklich auf die Nerven gehen, immer negatives Zeug über sein Volk und Land zu hören. Wir sind alle nur Menschen. Wäre es nicht langweilig, wenn alle die gleiche Hautfarbe, die gleiche Sprache, die gleiche Schrift, die gleiche Religion, und die gleiche Nation hätten? Ich habe nichts gegen Deutsche,Österreicher,Schweizer,Briten,Serben,Slowenen,Bulgaren usw. Wieso auch schon? Wieso sollte ich behaupten, dass ich etwas Besseres bin? Wieso sollte ich meinen, dass alle außer den Türken scheiße sind?
Naja..so viel zu diesem Thema. Es kann nicht so schwer sein, zu versuchen den Anderen zu verstehen und mit ihm zu reden auch wenn er eine andere Sprache hat. Ich bin froh, dass ich 4 Sprachen kann. ^^
Und jeder, der mindestens ein Mal in seinem Leben im Ausland war, sollte eigentlich verstehen, wie es ist, "Ausländer" zu sein. Aber als Tourist ist man ja erwünscht..

Ach ja, ich habe noch einen Film, den ich euch empfehlen kann. Schon mal was gehört von American History X? Dieser Film ist genial!
Und hier ein Zitat aus dem Film:

So I guess this is where I tell you what I learned - my conclusion, right? Well, my conclusion is: Hate is baggage. Life's too short to be pissed off all the time. It's just not worth it. Derek says it's always good to end a paper with a quote. He says someone else has already said it best. So if you can't top it, steal from them and go out strong. So I picked a guy I thought you'd like. 'We are not enemies, but friends. We must not be enemies. Though passion may have strained, it must not break our bonds of affection. The mystic chords of memory will swell when again touched, as surely they will be, by the better angels of our nature.'